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Skizzsm

25.1.15
Geige in Waschmaschine
Spiele einen Ton ganz nah, aber unterschiedlich zu c“‘.
Etwas aufs Pauken- oder Trommelfell projizieren. Stadtplan, ein System von Pfeilen.

Sätze zur Guantánamo-Playlist

Im Jahr 2008 wurde dank der Menschenrechtsorganisation Reprieve der Weltöffentlichkeit bekannt, dass die USA im Gefangenenlager in Guantánamo Bay, einem Stützpunkt auf Kuba, außerhalb des US-Staatsgebietes und daher außerhalb der eigenen Justiz, Häftlinge unter anderem mit dem unablässig wiederholten Abpielen lauter Musik folterten. Die Liste der verwendeten Stücke findet sich online.

Die Guantánamo-DJs haben den Neuen Konzeptualismus verstanden.

Die Guantánamo-Disko ist die ästhetische Antwort auf die Ästhetik der brennenden Türme.

Die Guantánamo-Playlist vollendet Bernhard Langs Differenz/Wiederholung-Reihe und Ravels Bolero.

Die Guantánamo-Musik macht Unhörbares hörbar.

Die Guantánamo-Playlist ist neben Punk-Gebet von Pussy Riot das einzige relevante Musikstück der Neuen Musik der letzten Jahre.

Die Guantánamo-Disko steht in der Reihe der klassisch-modernen Ballettmusiken; das Frühlingsopfer des 21. Jahrhunderts.

Das einzige Musikstück, das nicht auf der Guantánamo-Liste steht, ist 4‘33“.

Die Guantánamo-Playlist ist das Komplement zu 4‘33“.

Spiele die Guantánamo-Playlist so leise wie möglich ab, dass du sie gerade noch hörst.

Die Kategorien Dissonanz, Geräusch, Struktur, Material sind beinahe obsolet.

Der wichtigste Parameter des Neuen Konzeptualismus ist die Lautstärke.

Spiele die Playlist ab, mit der Lautstärke 0.

Es bräuchte einen Mitschnitt des Guantánamo-Konzerts. Er sollte auf CD, Schallplatte und als Mp3 käuflich erworben werden können.

Alle außer den Gefolterten kennen die Guantánamo-Musik nur als Konzept. Ihre Unhörbarkeit für uns ist das Komplement ihrer Lautstärke im Lager.

Der Rahmen / die Form der Guantánamo-Musik ist das Gefängnis und die Insel.

Inversion der Sirenen, deren Musik lockt – die Folterer binden die Gefolterteten an, damit sie die Musik nicht fliehn; ihnen soll etwas entlockt werden.

Das Geständnis ist der Applaus samt Bravo-Rufe. „Er hat gesungen.“

Diese Sätze sind der Versuch, das Bekanntwerden der Guantánamo-Playlist zu konzeptualisieren.

 

Johannes Kreidler Januar 2015

Essay über meine „Sheet Music“

Sophia Gustorff hat einen Text für die Schweizer Musikzeitung geschrieben, der sich mit meinen Sheet Music – Arbeiten befasst.

Kreidler aber hat seine Noten im Griff: Er verrückt Zeichen absichtlich, um Bewusstsein zu schaffen. Er komponiert, nur keine Klänge. Ist sheet music denn überhaupt Musik? Eine fast philosophische Frage, zu der Kreidler klar Stellung bezieht: «Musik muss auch mal raus aus der time-base. Musik ist nicht nur akustisch, sondern hat auch seine [sic!] visuellen Kontexte. Es ist dann immer noch Musik.» Tatsächlich suggerieren nur wenige der Bilder ein akustisches Moment. Kreidlers Antwort täuscht über die Komplexität der Sache hinweg, ebenso wie manches sheet über die seriösen Gedanken ihrer Verwandten: Eine Notenzeile, die sich über die gesamte Breite einer Leinwand zieht. Im vierten Zwischenraum liegt eine kreisrunde Note, sonst ist sie leer. «Asshole», lautet die Überschrift.

https://www.musikzeitung.ch/de/smz/aktuell/2014/12/stille/kreidlers-sheet-music.html#.VL7AxC6RhqF

Kreidler @Landesjugendensemble für Neue Musik Ba-Wü

Vergangenen Herbst fand das Gründungskonzert des Landesjugendensembles für Neue Musik Baden-Württemberg statt, bei dem u.a. mein Stück „Kantate. No future now“ gespielt wurde. Hier ein Trailer. Bei der Aufnahme ist allerdings die Elektronik viel zu leise.

Radiosendung über Diesseitigkeit & Neuer Konzeptualismus

Die Amateur-Radioshow Klingding hat sich letzten Sommer mit den Schlagworten „Diesseitigkeit“ und „Neuer Konzeptualismus“ beschäftigt – der Ankündigung nach jedenfalls. Ich hab nicht mehr als ein paar Minuten geschafft, weil ich den Sprecher unanhörbar finde. Aber euch Hardcore-Konzeptualisten kann man’s ja vorsetzen.


https://archive.org/details/klingding_fsk2014_06_20_23-24

Weihnachtspause

Kulturtechno verabschiedet sich bis 6. Januar 2015 in die Weihnachtspause. Frohes Neujahrkonzeptualismus!

Vier konzeptuelle Stücke

Wie immer zum Jahresende fasse ich kleinere Konzeptstücke zusammen. 2010 waren’s vier, 2011 zwei, 2012 fünf, letztes Jahr dreizehn, heuer sind’s wieder vier.

 
 

Legitimationsprobleme im Spätkonzeptualismus

Adornos „Ästhetische Theorie“, im gesamten Buch das Wort „Kunst“ mit dem Wort „Konzeptmusik“ ersetzt.

Ästhetische Theorie der Konzeptmusik

Habermas’ „Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus“, das Wort „Kapitalismus“ durch „Konzeptualismus“ ersetzt.

Legitimationsprobleme im Spätkonzeptualismus

 

Klavierstück 8

Suchbegriff „piano“ auf YouPorn

 

Inhalation Samples

 

Emoticons – Playing Techniques

Kreidler @HU CampusRadio

Letzte Woche war ich zu Gast am Musikwissenschaftlichen Seminar der Humboldt-Universität Berlin. Zu der Veranstaltung haben Jonas Reichert und Marie Stiller einen Beitrag fürs Campusradio gemacht:

Johannes Kreidler ist einer der aktivsten und meist diskutierten Komponisten der Neuen Musik. Mit seinem »Neuen Konzeptualismus« geht er an die Grenzen dessen, was Musik ist. Im Interview spricht er über seine Kunst und das Unverständnis, auf das sie stößt.

http://www.couchfm.de/komponisten-portrait-johannes-kreidler/

„Der Herbst des Einsamen“ (Trakl), Binärcodevertonung in der Einspielung von Erik Carlson

Letztes Jahr hatte ich hier aus meinen Songifications das Gesamtwerk von Georg Trakl, als Binärcode für Geige spielbar. Das 11-Stunden-Video wurde freilich mit Samples gemacht. Jetzt hat der New Yorker Musiker Erik Carlson, von dem ich hier schon öfter Arbeiten gezeigt habe, immerhin ein Gedicht, eben jenes „Der Herbst des Einsamen“, echt auf der Geige gespielt und aufgenommen.

https://erikcarlson.bandcamp.com/track/johannes-kreidler-der-herbst-des-einsamen

Noch ein paar weitere Gedichte von Trakl in dieser Form würden eine schöne CD geben!

Florian Käunes Texte über meine Arbeit

Ich habe die Ehre, dass Florian Käune in zwei Publikationen meine Arbeit bespricht; in der aktuellen Ausgabe des Seiltanz-Magazins ist seine Bachelorarbeit (Kulturtechno früher) in einer gekürzten Fassung erschienen: „Konzept und Kontext. Kommentare zu Johannes Kreidlers Sätzen über musikalische Konzeptkunst“

Und für die aktuelle Ausgabe von „Musik & Bildung“ hat er eine praxisorientierte Besprechung meiner „Charts Music“ geschrieben – zum Nachkomponieren im Unterricht.