Ich habe mein „futuristisches Manifest“, den Text Die „Die Ursache liegt in der Zukunft“ (unlängst hier gepostet) einer kleinen Revision unterzogen, nicht zuletzt da mich einige deswegen angeschrieben haben.
Im Einzelnen:
Wer sich die letzten zehn Jahre intensiv mit digitaler Technik befasst hat, kann mit relativer Sicherheit Prognosen abgeben. Sicher, weil bereits eingeschlagene Tendenzen hauptsächlich nur von mangelnder Hardwareleistung und alten Institutionen gebremst sind; die Hardware wird aber ständig weiterentwickelt, die Leistungen der Institutionen dadurch dann ersetzt.
Damit es nicht aussieht als ob alle Institutionen letztlich abgeschafft würden, jetzt:
Wer sich die letzten zehn Jahre intensiv mit digitaler Technik befasst hat, kann mit relativer Sicherheit Prognosen abgeben. Sicher, weil bereits eingeschlagene Tendenzen hauptsächlich nur von mangelnder Hardwareleistung und alten Institutionen gebremst sind; die Hardware wird aber ständig weiterentwickelt, die Institutionen passen sich dem dann allmählich an.
Ich habe meine Kritikpunkte an Institutionen (siehe Institutionen komponieren), aber freilich sind sie notwendig. Positives Beispiel scheinen die Darmstädter Ferienkurse zu werden, die zumindest schon ein ansehnliches Programm für dieses Jahr aufweisen.
Für die Musik ist abzusehen, dass Sensorik die klassischen Instrumente ablösen kann. Dann gibt es statt für Klavier, Geige und Oboe Studiengänge für Tast-, Streich- und Blasmodule.
Daraus wurde:
Für die Musik ist abzusehen, dass Sensorik die klassischen Instrumente ablösen kann. Dann gibt es statt Pianisten, Geiger und Oboisten Tast-, Streich- und Blasperformer an Analog-Digital-Wandlern.
Auch wenn ich es nicht für ausgeschlossen halte, dass man auch Bach irgendwann (ernsthaft) auf einem Keyboard spielt, so wie man ihn ja schon auf dem unbarocken Konzertflügel spielt, werden die klassischen Instrumente fürs klassische Repertoire natürlich weiter gepflegt werden. Die Vision der neuen Studiengänge ist wenn dann in ganz entfernter Zukunft.
Physisches Musizieren bleibt aber faszinierend, live oder auf Video.
Jetzt:
Physisches Musizieren bleibt aber faszinierend, live, oder, immer mehr dank YouTube, auf Video.
Der Zusatz passt noch rein. Bin ganz sicher dass YouTube dem Konzertsaal echte Konkurrenz machen wird. Gerade krieg ich lauter Mails aus Frankreich, wo sie das erste „Internetfestival für Neue Musik“ hochziehen wollen. Bonjour!
Auf Softwareseite wird die künstliche Intelligenz uns noch verblüffen – man denke an den Sieg des Schachcomputers –: Es wird Programme geben, mit denen sich Partituren vieler Stile der Neuen Musik per Klick erstellen lassen.
revidiert:
Auf Softwareseite werden Algorithmen uns immer mehr entlasten: Es wird Programme geben, mit denen sich Partituren der Satztypen bzw. Stile der Neuen Musik per Klick erstellen lassen.
Der Ausdruck „künstliche Intelligenz“ ist problematisch. Intelligenz wird ja schon beim IQ-Test sehr differenziert in mathematische Intelligenz, sprachliche Intelligenz, räumliches Vorstellungsvermögen usw., außerdem gibt es als Kritik daran auch den EQ, der emotionale Intelligenztest. Was etwa mathematische Intelligenz angeht ist uns die „künstliche“ des Taschenrechners schon lange überlegen. Eine Sache halte ich tatsächlich für unmöglich: dass die Maschinen Bewusstsein und Willen bekommen. Was sie können sind eben manche Dinge viel schneller und in größeren Mengen, und bspw. Zufallsprozesse in enormer Komplexität. Damit lassen sich viele handwerkliche Dinge – also was quasi mit der Hand sonst gemacht wird – den Maschinen überlassen; die Kopf- und Herzarbeit nehmen sie nicht ab.
Ich kann nicht verhehlen dass mir in Texten oft die Lust am provokanten Satz die Feder Tastatur führt. In dem Fall ist’s aber gar nicht nötig zu übertreiben, der Tobak ist für die meisten stark genug (dazu mehr in der nächsten Ausgabe der MusikTexte). Darum die Revision.
Hier der ganze Text revised.
Danke für die Kritiken & Anregungen an alle Email-Schreiber!
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