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Vier perfekte runde Kreise

Bin eigentlich kein Fan von optischen Täuschungen, da sie gerne mit Kunst verwechselt werden, aber die hier ist doch eine der frappierendsten die ich je gesehen habe.

(via Glaserei)

Und wenn wir schon dabei sind – im memoriam Maurits Cornelis Escher:

(via Neatorama)

Tageslink: Cover für die Steuersünder-CD

2,5 Millionen für eine CD! Wäre nur die Musikindustrie früher drauf gekommen. Wenigstens gibt’s jetzt noch poppige Cover für Schäubles Disko:

http://www.welt.de/kultur/article6301015/So-sehen-Cover-fuer-die-Steuersuender-CD-aus.html

CD-Tipp: Martin Schüttler – pelze & restposten

Ein CD-Tipp auf Kulturtechno! Dem muss etwas Erklärung vorausgehen.
Vor fünf Jahren habe ich noch nicht wenige gekannt, denen das rituelle CD-Einlegen mit keinem Mp3 der Welt zu ersetzen war. Ich glaube, sie würden das heute nicht mehr sagen. Die Handlichkeit und leichtere Kopierbarkeit von Mp3 hat sich durchgesetzt (jetzt müssen nur die Festplatten und Datenübertragungsraten wieder so hoch werden, dass man Musikdateien ohne verlusthafte Kompression kopieren kann).
Welchen Stellenwert hat dann heute die CD? Wenn man so will: Die teure Entscheidung fürs alte Medium: Es muss sich lohnen. Das kann heute aber kaum mehr kommerzieller Art sein. Eine CD lohnt sich künstlerisch, als kleine Ausstellung, als Porträt. Die Ausstellung ist kuratiert.

Ein solcher Kurator ist der Deutsche Musikrat mit der Edition Zeitgenössische Musik, die herausragende Komponisten der Gegenwart mit CDs porträtiert. In dieser Reihe ist nun das Album „pelze & restposten“ mit Musik von Martin Schüttler erschienen.

Disclaimer: Ich bin mit Martin befreundet.

Und darum spare ich mir jetzt alle Lobhudelei sondern sage nur: Hier geht es um Musik, die heutige Medialität reflektiert, um eine Ästhetik des „Diesseitigen“ und um ein großes Ideal: schöner leben.

Eine Besprechung gibt es im Zeitgenössische-Musik-Blog von Daniel Mennecken:

http://blog.zeitgenoessische-musik.de/?p=165

Und hier Details zur CD und Hörbeispiele:

http://www.musikrat.de/index.php?id=5948#c20082

Komponieren heißt: ein Instrument klauen

Außer dem selten noch gelingenden Kunststück, einen nie gehörten Klang hervorzuzaubern, bedient man sich zwangsläufig des Bestehenden. Das sind nicht nur musikalische Grundelemente, wie die 88 Tasten des Klaviers, sondern auch größere Zusammenhänge. So wie man eine Taste verschieden anschlägt, modifiziert man auch gegebene Strukturen. Darum soll sich, wer etwa ein Geräuschfeld für sein Stück braucht, einfach eine Partiturseite Lachenmann („Komponieren heißt: ein Instrument bauen“) nehmen und gebrauchen, statt sich noch mal (quasi) eigene Strukturen aufzubauen. Die Komponisten arbeiten noch viel zu viel an der falschen Stelle. Genug gebaut!

Wir leben im Zeitalter des unweigerlichen Paneklektizismus. „Eklektizismus“ gilt allerdings meist als Pejorativum. Dabei wäre doch vielmehr zu kritisieren, WAS übernommen wird (und wofür!). In Deutschland scheint man nicht von der Norm loszukommen, dass wenn schon eindeutig Musik zitiert wird, dann nichts unter der ganz „großen“ Tradition: Beethoven, Schumann, Brahms – als ob man damit sein eigenes Niveau rangieren könnte! Exemplarisch falsch: Manos Tsangaris‘ Musiktheater Batsheba. Vorlage war die Zeitungsgeschichte über einen im Chatroom angebahnten Eifersuchtsmord. Dem im Jetzt Angesiedelten musste Tsangaris um der musikgeschichtlichen Langzeitwirkung dann aber unbedingt mythologischen Urgrund, die alttestamentarische Weihe beigeben (umgekehrtes Regietheater, sozusagen). So verfehlt geriet denn auch die Musik. Schon die Bildungshuberei ist nervig. Noch mehr aber können Arbeiten mit zeitlosen, den „ewigen“ Themen heute eben fast nichts mehr ausrichten: Shakespeare und ein paar Weitere haben da einfach schon alles zu Leistende geleistet.

Umgekehrt braucht es aber auch nicht der letzte ephemere Trash zu sein. Was es doch alles sonst noch gibt!- Warum nicht Bordellmusik des 19. Jahrhunderts, australischen Obertongesang oder Musiken aus Hitlerfilmen zitieren? Das sind Klänge, besser gesagt: Instrumente! Man nehme eben nicht das einfach Verfügbare, sondern was sich sperrt, einem fremd, unangenehm, unauthentisch, sonderbar oder gar verhasst ist, was von seinem Kontext wirklich abgelöst, herausgerissen, geklaut werden muss. Nutzt diese Medien falsch, seid damit ungerechter noch als der Kapitalismus, habt diebische Freude dabei, lügt dass sich im Konzertsaal die Balken biegen (um der Ehrlichkeit willen), schreibt jeden Tag ein Manifest, in dem ihr von euch auf die ganze Welt schließt. Das ist eine konstruktiv politische Ästhetik: Tut den Medien der Kunst Gewalt an.

Beatles Remix, Untergang des Abendlandes. (Update)

Die Hitlerneuuntertitelungen (hier aktuell zum iPad) sind der beste Beleg für Gottfried Benns These, dass auch ein Weltkrieg als Witzobjekt am Stammtisch endet.

Gigi d’Agostinos Dance-Cover vom Beatles-Klassiker „Strawberry Fields forever“ ist denn auch bewusst parodistisch, zumindest in diesem Video. Unser Zeitalter ist das Cover-Zeitalter. (Mehr dazu bei „Feeds. Hören TV“ und „Stil 1“.)

(via BoingBoing)

N.B.: Ich mag die Beatles nicht sonderlich, der muffige Sound ist für heutige Ohren kaum auszuhalten. „Strawberry Fields“ ist da allerdings eine Ausnahme.
Update: Arno schreibt mir von einer neuerschienenen Abmischung der Beatles-Klassiker, die den Muff wegbläst ohne die Substanz mitwegzuwischen. Ich werds mir besorgen!

Neu formatierte Möbel

Sehr inspirierend! Michael Johansson komprimiert Möbel oder auch eine ganze Küche auf praktische Quaderformate.

(via Feingut)

Tageslink: Digital-DJing

Hier ist ja oft die Rede von neuen digitalen Instrumenten, um nicht besser zu sagen: Controllern, die die alten ersetzen werden. Das betrifft natürlich auch den DJ – dazu ein Artikel bei jetzt.de:

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/496529

Hirnwellenmusik

This interactive installation confronts the viewer with an acoustic representation of the electrical brain activities that govern his being at that very moment. All our mental and physiological processes are controlled by myriads of transitory circuits in an invisible, obscure place in the crown of our head. That intimate topography is mirrored in this sky of steel as hammers hit the plates in shifting rhythms and combinations, transforming parts of your consciousness into macroscopic dimensions.
‚Staalhemel‘ is a responsive environment which offers a walk through a sheltered space that is also the space of one’s own mind.

siehe http://www.staalhemel.com/

(via NoiseforAirports)

Das erinnert natürlich an den Klangkunstklassiker „Music for a solo performer“ von Alvin Lucier, bei dem der Performer nur durch Nichtstun Klänge erzeugen kann. Anti-virtuoser gehts nicht mehr:

Oder anschaulich auch diese Aufführung:

Und da bin ich bei der Idee für „Music for a solo Western Man“, dem Stück das ich am 3.4.2010 im Radialsystem V in Berlin mit dem Kammerensemble Neue Musik Berlin uraufführen werde. Darin wird Luciers Stück derart abgewandelt, dass der Performer sich entspannen muss, aber auch noch einen Kopfhörer aufbekommt auf dem er Porno-Tonspuren, Statistiken über Hunger in Afrika etc. zu hören kriegt…

In den USA gabs mal eine Gameshow die auch im provozierten Entspannen bestand:

Let Google live your life for you.

Der ganze Social-Media-Scheiß ist nicht mehr zum Aushalten, aber ohne geht’s ja leider auch nicht! Gottseidank hilft hier wieder Google mit dem Service „Google Xistence“, ein Algorithmus der einem Statusmeldungen bei Twitter und Blogeinträge schreibt. Schließlich sollen die Maschinen ja unser Leben erleichtern!
Soweit isses natürlich nicht und „Google Xistence“ ist eine Idee vom Kunststudenten Philipp Drössler. Aber es gibt zu denken: Weiß Google irgendwann soviel über einen, dass es schon social-media-Aktivitäten täuschend echt übernehmen könnte?

(via BasicThinking)

Bartók-Archiv online!

Im New Music reBlog heißt es:

The Institute for Musicology at the Hungarian Academy of Sciences has placed online a fairly amazing trove of materials relating to Béla Bartók’s pioneering work as a folk-music collector. The composer’s vast archive of Hungarian folk music has been digitized, and a fair number of his phonographic recordings have been uploaded in MP3 format.


Bartók ist der vierte von links, Foto ist von 1908.

Bartók reiste sein halbes Leben durch Osteuropa, um Volksgut aufzunehmen und aufzuschreiben. Leider hat er oft die Aufnahmen in Noten transkribiert und dann gelöscht, außerdem sind viele der uralten Wachsrollen sehr fragil. Dank Digitalisierung ist der Bestand nun aber hoffentlich für die Ewigkeit gesichert und allen zugänglich.
Hier der Link für alle Musikethnologen:

http://db.zti.hu/br/index_en.asp