Mein Text „Elitär vs. Populär“ ist in der Sommer-Ausgabe der schweizer Zeitschrift für Neue Musik dissonance erschienen.
Snip:
„Die Inakzeptanz der modernen Musik ist
eines der größten Desaster der Kunstgeschichte.“
Jean-Luc Godard1.
„Kulturelle Lernprozesse sind stets verschlungene“ schrieb unlängst ein auch als Publizist sehr aktiver Komponist. „Stets“? Das ist falsch, bequem kulturpessimistisch und im schlechtesten Sinne elitär. (Der Relativitätstheorie kann man nicht Elitarismus vorwerfen, nur weil sie fast niemand versteht; einer Haltung aber sehr wohl.) Die Aussage, Weberns Quartett erbrachte einen Teil zur friedlichen Revolution 1989, darf kein Trostbrief für „verkannte Genies“ sein. Sonst kann man auch gleich im Glauben arbeiten, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings andernorts ein Unwetter auslöst – bei dem auch noch glatt ein Diktator vom Ast erschlagen wird. Es gibt direktere Möglichkeiten.2.
In anderen Medien ist die Kunstavantgarde des 20. Jahrhunderts ja angekommen. Warhols knallfarbene Marilyn Monroe ist eine Ikone, Apples Logo – Augen frontal und Nase im Profil – zitiert den kubistischen Klassiker, und unlängst erhielt ich in einer schwäbischen Kleinstadt eine Brottüte, deren Hintergrunddruck unverkennbar von Mondrian abgekupfert worden war. Analog hätte in der schwäbschen Kleinstadtbäckerei dann eigentlich ein leicht elektronisierter Webern aus dem Radio klingen müssen – das allerdings geschieht bekanntlich nicht. Offenbar gibt es angeborene oder kulturelle Divergenzen in der Wahrnehmung verschiedener Medien. Aber immerhin können wir Warhol & Co als Hoffnungszeichen nehmen, dass es nicht grundsätzlich an intellektuellen Fähigkeiten mangelt.