Was KI nicht kann: einen guten Song generieren oder ein gutes Bild. Was KI kann: endlos Stunden eines guten Songs generieren, von einem Motiv Millionen guter Bilder. Was KI kann, kann sie nur praktisch unendlich oft (›Diffusion‹), ihr fehlt der Schließmuskel. So hoch die Qualität ist, bei einer Varianz gegen unendlich versinkt es in Hegels »schlechter Unendlichkeit«. Man müsste den Computer, während er sein Lied singt, abschalten. Daisy, Daisy…
Duchamp (immer wieder Duchamp) hatte bereits erkannt, dass er sich bei der Herstellung von Readymades radikal künstlich limitieren muss, ›1 Werk pro Jahr‹. Der Rahmen zwischen Kunstwerk und seinen Doppelgängern wird dicker und dicker, räumlich und zeitlich, die Materialisierung im Museum verlangt nach immer stärkeren Exklusivierungsmechanismen, ähnlich dem Bitcoin, dessen Produktion an einen algorithmisch erzwungenen Stromverbrauch gekoppelt wurde, um seinen Wert hochzuhalten.
Jeder kann durch die Ausstellung gehen, ein paar Fotos machen, und die KI produziert einem vom Gesehenen gleich noch mal beliebig viele Varianten und manche davon werden besser als die Vorlage sein. Die Frage ist nurmehr, was wurde oder wird physisch realisiert und gegen alle Varianten genügend abgeschirmt, so dass der Rezipient ihm überhaupt den Wert beimessen kann, den es hat. Der Gegenwert der Kunst ist ihr physischer (indirekt freilich monetärer) Aufwand, und der wird in die Höhe getrieben werden wie die Turbinen der Kohlekraftwerke, die zur Schürfung von Bitcoins buchstäblich heiße Luft produzieren.
Hinzu kommt, dass nicht nur die physische Exklusivität entscheidet, sondern auch die soziale, die der Künstler zu schaffen imstande ist. Dem Werk geht rabiat ein Netzwerk voraus, soziale Rahmung. Die Arbeit der ästhetischen Rahmensetzung findet allererst im Gespräch und Nichtgespräch statt.