Wolfgang Müller hat versucht, Staren Teile der „Sonate und Urlauten“ (1912-1922) von Kurt Schwitters beizubringen. Ulkigerweise haben die Erben von Schwitters hierin eine Urheberrechtsverletzung gesehen – vor Gericht wurde entschieden, dass Tiere einen solchen Rechtsbruch nicht begehen können.
(…) Gewisse Ähnlichkeiten zur Ursonate von Kurt Schwitters sind nicht von der Hand zu weisen, wenngleich der zündende Funke zur Entstehung dieses Kunstwerks ja laut offizieller Kunstgeschichte von Raoul Hausmanns Vortrag des dadaistischen Plakatgedichts fmsbwtözäupggiv?mü im Jahr 1921 gekommen sein soll. Mir dagegen erscheint es nicht unwahrscheinlich, daß ein Künstler wie Schwitters die weitverbreiteten Silbennotationen aus ornithologischen Werken gekannt und in modifizierter Form adaptiert hat.
Auf jeden Fall hat ein anderer, sehr imitationsbegabter Vogel seinerseits die Ursonate von Schwitters übernommen und wiederum in seinen Gesang integriert. Es handelt sich um den Star (sturnus vulgaris), genauer: um die Stare auf der kleinen norwegischen Insel Hjertøya im Moldefjörd, auf der Schwitters von 1932 bis zu seiner Flucht aus Norwegen jeden Sommer mehrere Monate verbrachte. Dort lebte er in einem winzigen Haus mit Frau Helma und Sohn Ernst. Bei meinem Besuch auf der Insel im Jahr 1997 entdeckte ich dieses überraschende Phänomen. Und da es auch Berichte von Augenzeugen gibt, die Schwitters‘ Begeisterung für das Rezitieren im Freien bestätigen, verstärkte sich meine Vermutung. So äußerte sich der mit dem Künstler eng befreundete Dadaist Hans Arp über eine solche Situation: „In der Krone einer alten Kiefer am Strand von Wyk auf Föhr hörte ich Schwitters jeden Morgen seine Lautsonate üben. Er zischte, sauste, zirpte, flötete, gurrte, buchstabierte.“ (…)
http://stare.info/klangbeispiele/hausmusik/
(via Michel)