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100x Für Elise

Habe daraufhin das hier konzipiert:

Erik Carlson hat mit seiner Eroica-Eröffnungsakkord-Compilation seinerzeit das Genre des historisch-sequenziellen Interpretationsvergleichs als Konzeptmusikstück begründet. Man hat dann auch Strawinskys Sacre-Akkorde gleichermaßen gereiht, jüngst Arno Lücker erst die berühmten höchsten Töne der Königin der Nacht kompetitiv versammelt, dann das Für-Elise-Einleitungsgedudel in zig Einspielungen aneinandergeschmiegt.
So weit, so schön. Hm, geht da noch was? Nach einigem Grübeln die Einsicht: Nee, das war’s, der Drops ist gelutscht. Ok, Tristanakkorde gäbe es noch, oder Beethovens Schiksalsmotiv in 2000 Interpretationen einem um die Ohren gehauen oder Bachs Initialmordent seiner berühmten Toccata d-moll, auf etlichen Kirchenorgeln angeschlagen (einfacher oder mehrfacher Triller?), endlos hintereinandergesetzt, aber, hm, das sind nur noch Schmankerl, das Konzept selber ist durch.
Nein! Eins gibt‘s doch noch, was da gemacht werden kann, soll und muss – keine prominente Stelle, kein berüchtigter klanglicher Moment, kein sagenhafter Akkord, nein, es handelt sich um Takt 48 aus Beethovens Klaviersonate A-Dur op. 2,3. Was diesen Takt 48 so auszeichnet, gerade ihn wert macht, in Dutzenden Interpretationen zur minimal-music-artigen Abfolge zusammengeklebt zu werden in mühevollstem Recherchieren, Downloaden, Schneiden, Kompilieren und Beschriften? Gar nichts. Es ist ein völlig banaler, isoliert gehört absolut belangloser Takt aus einer der unbedeutendsten Sonaten des Meisters. Rein zufällig wurde er ausgewählt, es hätte genau so gut auch Takt 276 aus der Klaviersonate Es-Dur Op. 7 sein können oder jeder andere. Kurzum: Der Passus ist an sich überhaupt nichts, ein musikalisches Leichtestgewicht. 147 Interpretationen davon aus dem Zeitraum 1920-2020:
[verworfen]