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Die Kompositionsklasse als ästhetischer Think Tank

Anlässlich meines Stellenantritts als Professor an der Musik-Akademie Basel habe ich in der NMZ einige Gedanken zum Kompositionsunterricht aufgeschrieben.

Es gab Zeiten, in denen waren „Schulen“ ein Erfolgslabel in der Musik. Notre-Dame-Schule, Mannheimer Schule, Neudeutsche Schule, Zweite Wiener Schule, die New York School, Old School Hip Hop, New School Hip Hop, oder in der Fotografie die Düsseldorfer Schule; in der Philosophie geht die Geschichte sowieso von der Platonischen Akademie bis zur Frankfurter Schule. Diese Namen stehen in den Büchern und kommen selbstverständlich über die Lippen. Hier einte Haltung und Praxis die Generationen. Es wurden Begriffe geprägt.
Wollte heute ein Komponist eine „Schule“ ausrufen, „gründen“ oder „bilden“, der Shitstorm wäre garantiert, von allen Seiten. Diese Zeiten seien vorbei, Schule, so lautet der allgemeine Konsens in der Kompositionsausbildung, hieße ja Stil, verdinglichende Norm, und wenn etwas nicht sein dürfe, dann, dass ein Lehrer eine Lehre weitergibt. Im Hyperindividualismus ist das verboten. Die Tradition der Neuen Musik ist ohnehin primär der Traditionsbruch. Alle, so scheint es, sind sich darin einig und froh, dass es keine Schulen mehr gibt, auch retrospektiv wirkt es lächerlich, wenn heute noch einer eine weitere ‚Schule‘ pseudo-historiographisch irgendwo in der Vergangenheit zu lancieren versucht. Und hatten die Eleven ihren Schönberg nicht gar mit „Meister“ anzureden? Schule heißt Autorität, Regeln, Dogma, sektiererischer Elitenkreis und potenziell Machtmissbrauch – hörige statt hörende Schüler.

https://www.nmz.de/artikel/willkommen-im-institut-fuer-institutionenkritik?fbclid=IwAR0QL9ugSyDcjgopsViXIhWsTaGrqtmPfq5yFeCAuami5FZIETy2iJLE4gs