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Tageslink

Sehr schöner Text bei Netzwertig mit dem Titel: Das Medium ist auch die kommerzielle Botschaft.

Ältere Semester werden sich noch erinnern können, wie es war, eine neue Langspielplatte (mit grossem, oft beachtenswert gestaltetem Cover) zu kaufen und zu Hause in einem gut eingeübten Ritual — Platte vorsichtig aus der Hülle nehmen, nur an den Kanten anfassen, sorgfältig auf den Plattenteller legen, Staub abwischen, Nadel vorsichtig auf die Platte führen — abzuspielen. Langspielplatten waren ein weitgehend lineares Medium, denn jedes Springen war mit einer potentiellen Beschädigung der Platte verknüpft. Und eine Platte war ein Objekt mit Charakter, fragil und darum wertvoll.

Wie fundamental anders präsentiert sich Musik hingegen auf einem iPod: Wir finden es selbstverständlich, den Gegenwert einer beeindruckenden Plattensammlung auf einem winzigen Gerät mit uns herumzutragen. Die Musik hat ihre Stofflichkeit völlig verloren. Wenn ein Titel nicht sofort gefällt, geben wir ihm keine Chance, uns zu überzeugen (jawohl, so hat man früher so manchen erst beim zweiten Hören grossartigen Song entdeckt), sondern springen mit einem Tastendruck zum nächsten. Wir interessieren uns nicht dafür, wie ein Künstler seine Songs auf einem Album angeordnet hat, sondern suchen uns die zwei oder drei gefälligsten Titel raus. Musik wird vom Kultobjekt zum Verbrauchsmaterial.

Das beschreibt in schöner Detailliertheit, worauf ich im ersten Teil meines Essays Soundfiles hinaus bin: Das neue Hörverhalten durchs neue Medium. Und darauf reagiert man als Komponisten natürlich wieder, darum das viele An-Aus-Weiterspringen in meiner Musik.