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Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief / & Schostakowitschs Vertonung

Erst mal ein Hoch auf Böhmermann. Seine Aktion wird dafür verantwortlich gewesen sein, dass der „Schah-Paragraf“ §103 StGB abgeschafft wird. Sag noch eine*r, Kunst könne politisch nix bewirken. (Und sag noch eine*r, politische Kunst sei banal und eindimensional.)

Seit ein paar Tagen macht im Zuge der Böhmermann-Geschichte ein historisches Dokument die Runde, der Brief der Saporoger Kosaken an den türkischen Sultan, eine lupenreine Schmähkritik von 1676. (Wikipedia). Dazu gibt es ein Gemälde von Ilja Repin (1890):

Und Guillaume Apollinaire hat das Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem lupenreinen Schähgedicht literarisiert (Quelle):

Der du schlimmer als Barrabas bist
und gehörnt wie ein Höllendrachen,
Beelzebub ist dein Freund, und du frisst
nichts als Unflat und Dreck in den Rachen,
abscheulich dein Sabbath uns ist.

Du verfaulter Kadaver von Saloniken,
blutiger Traum ohne Sinn,
deine Augen zerstochen von Piken:
deine Mutter, die Erzbuhlerin,
sie gebar dich stinkend in Koliken.

Henkersknecht von Podolien! Du träumst von Pein,
Schorf und Wunden, Eitergeschwüren.
Arsch der Stute, Schnauze vom Schwein!
Alle Arznei soll nur schüren
Pest und Aussatz in deinem Gebein.

Und Dimitri Schostakowitsch hat das 1969 als Teil seiner 14. Symphonie vertont:

PS DeutschlandRadio zur Kulturgeschichte der Schmähkritik