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Statement zu B. A. Zimmermann

Im November fand in Frankfurt das Festival „cresc.“ statt, bei dem dieses Jahr das Werk von Bernd Alois Zimmermann im Zentrum stand. Für das zugehörige Symposium bat mich ein Musikwissenschaftler um ein Statement über mein Verhältnis zu Zimmermann, Stichwort Collage, „Musik mit Musik“.. Zum Nachlesen:

 
 

Zu Bernd Alois Zimmermann

 

Es mag auf den ersten Blick ganz offensichtlich erscheinen, dass da eine Verwandtschaft besteht (es würde mich ehren), aber bei genauerem Hinsehen zeigen sich gerade die Unterschiede, im Detail die Materialwahl und die Schnitt- und Kombinationstechniken (instrumentale / elektronische Collage), wie im Ganzen Zimmermanns eher befremdliches existenzialistisches Pathos, während mich die ästhetischen und gesellschaftlichen Implikationen von Technologien – die „Googlegestalt der Zeit“ – interessieren; tatsächlich führen die digitalen Mittel zu einem neuen konzeptuellen Musikdenken, wofür wenn dann der Cage von „Williams Mix“ als immer noch brisanter Bezugspunkt beschrieben werden könnte.

Zimmermann ist für mich ein verehrungswürdiger Pionier, wie in anderen Bereichen Stockhausen oder Xenakis, der – wie die beiden anderen – wunderbare Stücke komponiert hat, aber letztlich, die Collage betreffend, mir so nah und weit entfernt ist wie Ives.

Es ist aber interessant zu sehen, aus welchen unterschiedlichen Geisteshaltungen heraus Collage-Ansätze entstehen, die frühmodernen Experimente bei Ives, die anything-goes-Programmatik Cages, der ‚katholische Expressionismus’ von Zimmermann, die Medienreflexivität heute. Vielleicht zeigt das aber gerade, dass mit der Feststellung der Collage über die Art des Gehalts noch gar nicht viel gesagt ist.

 

Kreidler, Oktober 2013