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Bericht über die ePlayer-Software conTimbre @NMZ

In der aktuellen Neuen Musikzeitung (Printausgabe) steht ein langer Artikel von Jörn Peter Hiekel über die Software „conTimbre„, deren Herzstück eine gigantische Sammlung von ePlayer-Instrumentensamples bildet, eine umfassende digitale Erfassung der Spieltechniken der Neuen Musik. Mit Harry Lehmann (oder auch Stefan Hetzel) bin ich überzeugt, dass diese Technologie einen enormen Einfluss auf die Entwicklung der Neuen Musik nehmen wird, bzw. fängt es schon an.

Obwohl die Software noch nicht lange auf dem Markt ist, ist sie längst Usus unter den Komponisten geworden: So basiert etwa die Elektroakustik in Emmanuel Nunes‘ letztem Werk fast ausschließlich auf conTimbre. Es ist gleichzeitig das erste Werk, das mit conTimbre komponiert wurde. Es hat den Titel „Eine akustische Maske“. Weitere Komponisten, die mit conTimbre arbeiten, sind Alwynne Pritchard, Roberto Rusconi, José Miguel Fernandez, Johannes Kreidler und Moritz Eggert.

Ich werde in einem Co-Operationsprojekt des Basler Irmat-Instituts zusammen mit conTimbre im Herbst eine neue Performance („Irmat Studies“) für Sensor-Tisch in Basel (Haus der Elektronischen Künste / Gare du Nord) und Karlsruhe (ZKM) uraufführen.

Dazu hat mich Pirmin Bossart für die Jahresbroschüre der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) interviewt:

Das IRMAT-Interface als Schrittmacher für die totale Musikalisierung

Warum sind Sie interessiert, mit IRMAT zu arbeiten?

Es sind zwei Gründe: Sensoren bestimmen immer mehr unsere Lebenswelt, darauf möchte ich künstlerisch reagieren. Zum andern bin ich auf der Suche nach neuen Formen der Klangsteuerung jenseits der klassischen Instrumente.


Sie erarbeiten zur Zeit spezifisch für IRMAT eine Komposition oder ein Projekt. Wie setzen Sie IRMAT ein, was ist ihr Zugang, ihre Idee?

Ich möchte die neue Sensor-Technologie des IRMAT mit einer weiteren neuen Technologie kombinieren: Der Instrumentensample-Datenbank von conTimbre, die ein Ko-Operationsprojekt in Basel ist. Mit Sensoren und Instrumentensamples können die bekannten Instrumente auf neue Weise erfahren werden: Cello, Posaune oder Schlagzeug, gespielt ohne wirkliche Instrumente, allein mit körperlichen Gesten. Des Weiteren möchte ich die Sensoren, sofern es sich realisieren lässt, im öffentlichen Raum, im normalen Alltag zur ‚Musikalisierung’ einsetzen.

Was meinen Sie damit?

Im Zeitalter der möglichen totalen Überwachung kann auch die totale Musikalisierung stattfinden: Emails schreiben, Kochen, Sex, Sport usw.: Alle Bewegungen lassen sich von Sensoren erfassen und in Klang transformieren, als Klang lesen. Die Technik ist seit Jahrzehnten vorgedacht und entwickelt, jetzt aber gesellschaftliche Realität. In einer Solo-Performance werden diese beiden Aspekte – gestische Steuerung von Instrumentensamples und Videos von alltäglich angewandter Sensorik – verschränkt.


Was ist – für die Produktion und die Performance von Musik – das besondere an diesem Interface? Inspiriert es zu musikalischen Ideen, die sonst vielleicht nicht auftauchen würden?

Sicherlich führt es zu einem anderen Umgang mit Musik, zu einem anderen Zugriffsgefühl auf Klänge. Außerdem ist so ein Tisch viel mehr als ein Eingabegerät für Musik. So können auch ganz musikfremde, alltägliche Tätigkeiten in Musik übertragen werden. Und: Der Tisch ist ein Display. So kann ich für die Performance auch Video-Elemente integrieren.

Wird IRMAT die elektronische Musik verändern?

Generell bin ich überzeugt: Sensoren werden die charakteristischen Musikinstrumente des 21. Jahrhundert sein.

In welche Richtung könnte oder müsste die Entwicklung gehen, um IRMAT weiter zukunftsfähig zu machen?

Der Tisch könnte größer sein, aber auch leichter. Natürlich wäre es toll, er würde billiger werden.

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Aphorismen des Tages:

 

Gesichtsbeschleunigung

Denkblase Musik

Anschnitt 83f.

Macht mich hier Mäh

Verfremdete Helligkeit

Lage
Radikalität
Grundidee

Intervalle hineinbringen