Das neue Stück erlebte eine prima Uraufführung im gut besuchten Teehaus des Tiergartens. Ein bisschen ein Problem war die Positionierung des Mischpults, eine optimale Klangregie war da nicht möglich. Anyway, das Stück kommt wieder im Mai nächsten Jahres in Rheinsberg, und weitere Aufführungen sind im Gespräch.
Farben: Untersagt
Wer spielt noch, was wir wollen?
Ein guter Bericht von Florian Neuner über die Dortmunder Tagung, bei der ich Frank Dostal vom GEMA-Aufsichtsrat gegenüber saß:
„Pointierter hätte man das Zusammenprallen der Welten nicht inszenieren können, als es sich am letzten Septemberwochenende auf dem Podium der Dortmunder Phoenix-Halle ereignete: auf der einen Seite der Schlager-Textdichter und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der GEMA Frank Dostal, Schöpfer u.a. des »Lieds der Schlümpfe«, auf der anderen der junge Komponist Johannes Kreidler. Während Dostal von seinen Inspirationen berichtete, auf die er nackt in seinem Bett sitzend wartet, erzählte Kreidler von einer Komposition mit dem Titel »Product Placements«, die gerade mal 30 Sekunden dauert, jedoch aus mehr als 70000 Samples besteht. Der GEMA, die streng über musikalische Fremdanleihen wacht, hat Kreidler in einer vielbeachteten Aktion 70000 Formulare zukommen lassen, auf denen alle Schnipsel aufgelistet sind. Es handelt sich um einen Generationen-, aber auch um einen Interessenkonflikt. Den Schlagerindustriellen, von denen die GEMA dominiert wird, stehen Musiker gegenüber, die heute computerbasiert ganz selbstverständlich sampeln und remixen.“
http://www.jungewelt.de/2008/10-15/048.php
[Foto: irights.com, Robert Gehring]
Der Artikel sekundiert, was Esther Kochte bereits für die NMZ von der Tagung berichtete:
„Wer profitiert denn also von den Verträgen, die die GEMA kürzlich mit Aggregatoren wie Youtube und MySpace abgeschlossen hat? Die Mitglieder der Verwertungsgesellschaften, behauptet Dostal, die seien es schließlich, die im Sinne einer demokratischen Vereinspolitik die Verteilungsschlüssel festlegten, also wer zu welchen Teilen an den GEMA-Ausschüttungen beteiligt werde. Ein entscheidendes Detail hat er dabei allerdings unterschlagen: Nur ordentliche Mitglieder sind bei der GEMA überhaupt stimmberechtigt. Ein ordentliches Mitglied ist aber nur, wer auch ein ordentliches Einkommen mit seinen Werken erzielt – und das sind von 62.888 Mitgliedern laut Selbstauskunft der GEMA gerade mal 3.026 (Stand 2007), also fünf Prozent. Die Stimme eines von Majorlabeln promoteten Spaßdichters zählt. Ein Komponist Neuer Musik, der Gegenwartskunst in der sogenannten ernsten Musik und damit Randsparte, muss ohne Stimme laut werden. Wer also tatsächlich seine Tantiemen durch die künftigen Youtube-Zahlungen an die GEMA wird steigern können, heißt aller Wahrscheinlichkeit nach Dieter Bohlen oder Frank Dostal.“
Mittlerweile ist auch das Video des Dortmunder Panels online. Alle Videos der Tagung hier.
“Das Zwischeninitial ist der Doktortitel des kleinen Mannes“
habe ich gerade bei Spreeblick gelesen und weiß nun endlich genau, warum ich die Dinger nicht mag. Meinen Eltern ist Gott sei Dank kein zweiter Vorname eingefallen und somit heiße ich Johannes Kreidler und nicht Johannes B., Johannes M. oder sonst irgend ein L.M.A.A. Kreidler. Das ist gut so.
(Ich erinnere mich noch mit Schrecken, wie in der Schule bei der Ausgabe der Zeugnisse, auf denen vorne immer der vollständige Name steht, einem Klassenkameraden der zweite Vorname „Adolf“ geoutet wurde.)
Demo gegen den Überwachungsstaat
Ich war dabei. Ersten Angaben nach waren 50.000 Demonstranten auf dem Alexanderplatz. Mein Favorit unter den Transparenten: Stasi 2.0 – [Karikatur von Schäuble im Rollstuhl] – Stoppt den Mielke auf Rädern!
Das Foto ist so verwaschen weil ich es tatsächlich geschafft habe, meinen Digicam-Dino von Anno 2002 zu reanimieren.
Medien der Komposition
Mein größerer Essay zur Medientheorie der Musik ist nun in Musik & Ästhetik 48 erschienen.
Kreidler @ Küchenradio
Heute abend 20h ist das Gespräch mit dem Küchenradio über die ganze „product placements“ – Aktion.
Endphase: Origin and Analysis of an Ongoing Project
Ein schöner Text über die Gruppe für konzeptuelle Elektronik-Improvisation „Endphase“, die ich 2004 mit Alberto C. Bernal und Joao Pais gegründet habe und mit der wir bis Ende 2007 viele Projekte durchgeführt haben:
http://cec.concordia.ca/econtact/10_4/bernal_pais_endphase.html
Ich habe die Gruppe Anfang 2008 verlassen, weil für mich die Zeiten der Improvisation zu Ende gehen. Es hat sich aber ein tüchtiger Nachfolger für meine Stelle gefunden und ich wünsche der Gruppe alles Gute für alles Weitere.