DIE WELLE
Man hat den parametrischen Charakter (Serialismus), den Klangfarbencharakter (Spektralismus) und den Herstellungscharakter (musique concrète instrumentale) von Klang im 20. Jahrhundert musikalisch erschlossen, durchdrungen, aber seinen Wellencharakter kaum. Freilich liegt er meistens nicht im Bereich von mit dem Ohr Wahrnehmbarem, beim Kammerton zählen wir nicht 440 Perioden pro Sekunde, sie teilen sich uns als „Tonhöhe“ mit, nicht als regelmäßiges Pattern eines Schwingsungsverlaufs. Doch spürt man es.
Und folgt man einem erweiterten Musikbegriff, sind Klang und Musik nicht nur Hörbares, sondern ist Musizieren auch Performance, sind die Noten grafisch, die Musikinstrumente skulptural, die Stücktitel und etwaige Lyrics Sprache, sind Konzepte von Musik Denken.
In der Ikonographie von Klang und Musik hat sich in den letzten 10 Jahren ein bemerkenswerter Shift vollzogen: Hat man bis dahin als Icons von Software meist Noten gebraucht, sieht man mittlerweile für Sprachnachrichten, Podcasts oder Audiostreamingplattformen häufiger stilisierte Schallwellen.
Schall, als Welle aufgezeichnet, offenbart seinen auch visuell ästhetischen Reichtum.