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Archiv der Artikel die mit neuerkonzeptualismus getagged sind.

Neuer Konzeptualismus – Methoden 1o) Noten gewinnen

1o) Aus einer Vorlage werden Noten gewonnen.

 

In „True Type Font Music“ liegt ein Gedicht von Eichendorff vor, bei dem ich auf Musikfonts anstelle normaler Buchstabenfonts gewechselt habe.

 

 

Ann Eysermans hat ähnliches gemacht:

 

Aankomst in ‚aangeslagen toestand‘, alarm voor afwaartse anionen, afwijkende aandrijvingen en antislip-atomen. Afrijden in accelleratie, de absorptie-aansluiting richting armsein-activator voorbij.

 

Sie hat auch Fahrpläne der belgischen Bahn zu Partituren erweitert:

 

 

Ich habe das Ergebnis eines Tennis-Matchs als Generalbassbezifferung genommen:

 

 

Oder etwas aufwändiger die Medien gewechselt:

 

 

Alberto Bernal schreibt „unmögliche Musik“:

 

 

Oder in „Was gesagt werden muss“ werden sämtliche Gedichte von Günter Grass ins offene Fenster der Notationssoftware „Cappella“ getippt:

 

 

Nicht Noten, aber eine Sequenzerdarstellung hat Ann Eysermans nach Vorbild der Zugstellung auf einem belgischen Bahnhof zusammengestellt – „Spoor“ heißt im Flämischen sowohl „Bahngleis“ als auch „Tonspur“.

 

 

Und da Ann Eysermans Züge zum Thema hat, hat sie auch PD-Patches gemacht mit dem dort vorhandenen „train~“-Objekt:

 

 

 

 

 

 

Link zum Anfangspost der Reihe: Definitionen und Übersicht

Neuer Konzeptualismus – Methoden 1n) Subtraktion

1n) Subtraktion

Von einer Vorlage wird etwas entfernt.

 

 

 

 

 

 

 

Im Extremfall wird quasi alles entfernt, dennoch bleibt etwas übrig:

 

Peter Ablinger hat eine leere Schallplatte produziert, bei der nur noch das Hintergrundrauschen zu hören ist:

Auflage: 7 Stück, verschiedene Abspielgeschwindigkeiten, Rillenpressung ohne Klang

http://ablinger.mur.at/ww13.html

 

Jarrod Fawler hat eine CD mit 99 Stille-Tracks gemacht, die per Shuffle abgespielt werden soll – die Stille wird immer anders durch die Trackwechselgeräusche des CD-Players proportioniert. (Keine Aufnahme verfügbar)

 

Oder es ist wirklich alles entfernt – idealiter:

 

 

 

Beides, Addition und Subtraktion gestaltet Peter Ablinger mit seinen Wandelementen:

 

GALLERY PIECE (Weiss / Weisslich 32e)
abwechselnd klangabsorbierendes und -reflektierendes Material



http://ablinger.mur.at/ww32_schalldaemmung.html

 

Link zum Anfangspost der Reihe: Definitionen und Übersicht

Neuer Konzeptualismus – Methoden 1m) Addition

1m) Addition

Zu einer Vorlage wird etwas hinzugefügt – wie damals Duchamp den Schnurrbart zur Mona Lisa.

 

Peter Ablinger deckt die live spielenden Musiker – idealiter – passgenau mit Rauschen zu, das alle Frequenzen enthält, die die Musiker spielen:

 

Instrumente und Rauschen

 

Zu einer Aufnahme von Brian Ferneyhoughs zweitem Streichquartett habe ich eine Band-in-a-Box – Begleitung hinzugefügt:

 

 

 

 

 

 

 

Zuletzt eine Addition, die zugleich eine gewaltige Subtraktion bedeutet:

 

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Neuer Konzeptualismus – Methoden 1l) Anhäufung

1l) Anhäufung

Eine charakteristische Aktion wird in mehreren Varianten ausgeführt, und diese werden dann gleichzeitig abgespielt.

 

Das Prinzip der meisten Stücke meiner „Split Screen Studies„. Zum Beispiel die Aufteilung einer Musikeinspielung, dann alles gleichzeitig abgespielt:

(Bei 1’55“:)

 

Am Anfang:

 

Im folgenden Video sind es Bücher als Vorlage, vom Prinzip nicht so unähnlich zu Ligetis Poème symphonique für 100 Metronome; jedes Buch hat seine eigene Lesegeschwindigkeit. Das zweite Stück dann ist inspiriert von Helmut Lachenmanns Oper „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“; darin gibt es eine Zähneklapperarie, die ich ziemlich affig fand, als ich in Stuttgart im Staatstheater Sänger in einem gut beheizten Opernhaus künstlich nach Lachenmanns Partitur mit den Zähnen Geräusche machen sah. Das wollte ich wenn dann doch mal echter machen:

 

 

Wiederum eine bekannte Vorlage, jetzt nicht in mehreren Varianten, sondern aus dem Original jeweils herausgelöst: Erik Carlson nimmt aus sämtlichen Brucknersymphonien die Paukenstimmen und macht daraus ein Stück für großes Paukenensemble:

http://midnightsledding.com/carlson/BrTi.pdf

 

Philipp Blume hat von Johannes Ockeghems „Missa Cuiusvis Toni“, welche in vier verschiedenen Modi gesungen werden kann, die vier Versionen übereinandergelegt:

 

 

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Neuer Konzeptualismus – Methoden 1k) Parameter ändern

1k) Parameter ändern

An einer Vorlage wird ein Parameter geändert.

 

Durch Umprogrammierung wird in der „Träumerei“ aus meinen „5 Programmierungen eines MIDI-Keyboards“ zwischen jeder Tonhöhe mit einem Glissando interpoliert:

 

 

Oder alle schwarzen Tasten zu weißen Tasten umgedeutet, wodurch ein Zwölftonstück zum diatonischen Stück wird.

 

Und die Dauern einer Bachfuge werden dadurch verzerrt, dass der Ton nicht bei Drücken der Taste erklingt, sondern erst bei Loslassen (könnte auch in der Rubrik „schwer zu spielende Instrumente“ stehen):

 

(bei 5’18“:)

 

Einige Stücke ändern die Dauern von Vorlagen, wie in meiner Compression Sound Art:

 

 

Peter Ablinger komprimiert Beethoven-Symphonien:

 

http://ablinger.mur.at/hiddenaudio/ww22_1990.m3u

(WEISS / WEISSLICH 22)

 

 

Seth Kim-Cohen dehnt „Sympathy for the Devil“:

 



http://www.kim-cohen.com/projects/68SFTD_home.html

 

John Cages „As slow as possible“ wird so schnell wie möglich abgespielt:

 

 

Oder in “Pixel’d” wird jeder Takt einer Vorlage zu einem Akkord zusammengefasst:

 

Beethoven, Für Elise

Beethoven, Klaviersonate C-Dur Op.53 „Waldsteinsonate“, dritter Satz

 

Seth Kim-Cohen weist an, Terry Rileys „In C“ einen Ganzton höher, „In D“ zu spielen. Ich habe daraufhin angewiesen, diese Version wiederum einen Ganzton niedriger zu spielen – „Back in C“.

 

In meinem Musiktheater „Feeds. Hören TV“ gibt es einen Dialog mit einem Mp3-Programmierer. Der Dialog wird live in mp3-Qualität komprimiert:

 

 

 

 

 

 

 

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Neuer Konzeptualismus – Methoden 1j) Ausschneiden und Zusammentragen

1j) Ausschneiden und Zusammentragen

Aus dem Archiv wird etwas bestimmtes herausgeschnitten, die Ergebnisse werden dann als Katalog kompiliert.

 

Erik Carlson hat die Anfangsakkorde von Aufnahmen der „Eroica“ gesammelt und chronologisch gereiht:

 

 

(Robert Fink hat dasselbe mit den Akkorden aus dem Sacre gemacht.)

 

Ich habe für mein Musiktheater „Feeds. Hören TV“ über 50 verschiedene Metalstile gesammelt:

 

 

Oder aus alten Computerspielen die Musiken gesammelt, der erklingen, wenn der Held stirbt:

 

 

Henrique Iwao hat sämtliche Sirenenstellen aus Edgard Varèses Oeuvre gesammelt:

 

 

Oder sämtliche „Baby“-Stellen bei Britney Spears:

 

 

(Und alle „Yeahs“ der Beatles, rückwärts chronologisch.)

 

Jemand hat wiederum Aufnahmen von Cages berühmtem Stille-Stück geremixt:

 

 

Und solche Sammlungen sind auch eine Strategie der Internet-Popkultur, mit allen möglichen charakteristischen Momenten aus Hollywoodfilmen (bestimmte Kameraeinstellung, bestimmte Wörter, bestimmte Sprünge, etc.) werden sogenannte Supercuts erstellt. Im Kunstkontext berühmt geworden ist Christian Marclays „Clock“, einem 24stündigen Film, bestehend aus lauter Filmszenen, in denen jeweils die aktuelle Uhrzeit irgendwo zu erfahren ist.

 

Nicht nur gefiltert, sondern noch stark verstärkt (“normalisiert”) hat Kirill Shirokov die Anfangsstillen von CD-Aufnahmen:

 

 

Ich habe öfters in Stücken das Verfahren angewandt, eine kurze Melodie durch viele verschiedene Stilarrangements von Kompositionssoftwares wie „Songsmith“ oder „Band in a Box“ zu jagen und diese dann zu kompilieren:

 

 

Henrique Iawos Gitarrenstück „Panotico Dn“ beginnt damit, dass derselbe Ton auf alle erdenklichen Arten gespielt wird.

 

Niclas Thobaben hat das Prinzip auf Noten angewandt und sämtliche Handabbildungen in Helmut Lachenmanns “Pression” zusammengetragen:

 

 

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Neuer Konzeptualismus – Methoden 1i) Neuordnung

1i) Neuordnung

Eine Vorlage wird zerteilt und auf bestimmte Weise neu geordnet.

 

Ich habe, in Analogie zu Ravels Bolero, eine Algorithmus programmiert, der jede Vorlage in kleine Schnippsel teilt und diese dann nach Lautstärke ordnet:

 

 

Anton Wassiljew nimmt sich MIDI-Dateien bekannter Werke nach verschiedenen Parametern vor:

 

 

Erik Carlson ordnet Bach’s Ciaconna nach Tonhöhen und notiert es aus:

 

 

Oder reiht alle gesungenen Wörter von Schuberts Winterreise alphabetisch:

 

 

Etwas abstrakter habe ich ein Einspielungen einer chromatischen Skala anschließend neu ordnen lassen:

 

Neuer Konzeptualismus – Methoden 1h) Sonifikation und Filterung

1h) Sonifikation und Filterung

Ein Readymade wird nicht als Ganzes umgesetzt, sondern bei der Umsetzung charakteristisch gefiltert.

 

Anton Wassiljew filtert akustisch die zentralen Wörter „Arbeit“ und „Kapital“ aus Marx’ Hauptwerk.

 

 

Ähnlich hat er den Text der russischen Nationalhymne danach untersucht, in welchem Mengenverhältnis die Nennung des Präsidenten und des Volkes stehen:

 

 

Die Dialektik von Subjekt und Objekt habe ich aus Schopenhauers „Die Welt als Wille und Vorstellung“ herauspräpariert. Man achte auf die Dramatik ab Minute 3.

 

 

Oder die Begriffe „Sein“ und „Zeit“ aus Heideggers „Sein und Zeit“:

 

Neuer Konzeptualismus – Methoden 1g) sonstige Sonifikation

1g) sonstige Sonifikation

 

In „Zahlensymbolik heute“ wird eine Zahl, die in einer aktuellen Zeitungsmeldung genannt wird, in die Menge von Tönen übersetzt.

 

„Wir wollen jetzt aber wieder Geld direkt hörbar machen, und zwar ganz einfach: pro Euro einen Ton. Wir nehmen einfach einen Akkord Klavierakkord und dessen Töne werden gespielt, und jeder Ton steht für einen Euro. Zum Beispiel der Eintrittspreis für heute abend, Parkett, Erwachsene, 15 Euro, also 15 Töne. [Kurze Musik]
Das durchschnittliche Monatseinkommen eines Inders, 24 Euro. [Kurze Musik]
Das Monatsgehalt von Josef Ackermann 2009: 1,1 Millionen Euro! [Endlose Musik]“

 


(Aus „Feeds. Hören TV“ – Musiktheater im Revier Gelsenkirchen 2010)

 

 

Und dann gibt es noch die Anti-Sonifikation:

Neuer Konzeptualismus – Methoden 1f) Re-Sonifikation

f) Re-Sonifikation

Daten von akustischen Messungen werden wiederum sonifiziert. Also Ent-sonifizierung und Re-sonifizierung.

 

In den berühmten „Voices and Piano“ überträgt Peter Ablinger die Sprechmelodie von gegebenen Sprachaufnahmen in Klaviermelodien, die Wahrnehmung ist dem Zwiespalt ausgesetzt, ob sie der Semantik des Textes oder der musikartigen Wirkung des Klaviers folgen soll. Zudem wird gerade die Art Übertragung (Digitalisierung!) Thema, da wir sowohl Original als auch die Übertragung hören.

 

 

Oder auch in der Version für Playerpiano, ohne Original, dafür mit Untertitel – ein technisches Wunderwerk.

 

 

Alberto Bernal hat eine alte zerkratze Schallplatte mit einem Chopin-Nocturne wiederum als Klaviertöne lesen lassen, die Kratzer werden ebenso zu Tönen wie die Chopin-Töne – und die Ironie der Geschichte ist, dass es gar nicht wirklich eine alte Schallplatte ist, sondern eine gute Aufnahme, die er durch einen Schallplattenemulator geschickt hat.

http://www.albertobernal.net/Werke/Musik/bernal_musik%2010.mp3

http://www.albertobernal.net/Werke/Musik/Musik_en.html

 

Ähnlich hat Peter Ablinger eine leere Schallplatte re-sonifiziert, also allein die Plattengeräusche.

 

http://ablinger.mur.at/i+r_pno+rec.html