Skip to content
 

Daniel Feiges Text über >Entgrenzung und Rekonstitution in der Musik<

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift >Musik & Ästhetik< steht ein Aufsatz von Daniel Feige, in dem dieser ausführlich auf meinen Text >Der aufgelöste Musikbegriff< eingeht.

Sollten wir aus der Tatsache, dass eine inhaltliche Definition der Ausdrucksmöglichkeiten der Künste dadurch unmöglich ist, dass die Medien und Materialien der jeweiligen Künste nichts anderes sind als das, was aus ihnen im Rahmen der jeweiligen Werke vor dem Hintergrund früherer Werke gemacht worden ist, schließen, dass es gar keine Künste im Plural gibt sondern nur die Kunst im Singular? Johannes Kreidler scheint jüngst etwas Entsprechendes in der Musik & Ästhetik behauptet zu haben. Unter Rekurs unter anderem auf Arbeiten von Jeppe Ernst, Kaj Duncan David und Nevin Aladag schlägt er vor, den Begriff der Musik insgesamt fallen zu lassen, da er in ihm letztlich eine willkürliche Grenzziehung sieht, die die Produktion ästhetisch relevanter Gegenstände eher verhindert denn begünstigt. Auch wenn der Text in Teilen diagnostisch daherkommt, ist er in Wahrheit Ausdruck einer Regelpoetik. Polemisch könnte man sagen, dass egal wie oft man die durch die Digitalisierung herbeigeführten Umbrüche zitiert auch im Reich des Ästhetischen kein Sollen aus dem Sein folgt. Freundlicher formuliert könnte man sagen, dass der Text sich zu Recht gegen einseitige und verengte Verständnisse der Praxis von Komponierenden wendet und dabei zugleich gegen den Gedanken, dass die Entwicklung des musikalischen Materials einem prospektivteleologischen Gradienten folgt. Ich möchte festhalten: Kreidlers Überlegungen gehen in eine Richtung, die dem, was ich hier entwickele, durchaus verwandt ist.

http://www.academia.edu/33689762/Zwischen_den_K%C3%BCnsten._Entgrenzung_und_Rekonstitution_in_der_Musik

Der Text macht hilfreiche geschichtliche Einordnungen; er geht teilweise kritisch mit dem meinen ins Gericht, ist aber selber sicherlich auch angreifbar, insbesondere da er die >institutionellen Aprioris< ignoriert. Die Frage des >aufgelösten Musikbegriffs< wird demnächst in den Positionen Thema des Heftes sein, mit einem Streitgespräch zwischen Gisela Nauck und mir. Auch von Harry Lehmann steht ein Text in der Pipeline, der zu diesen Fragen Stellung bezieht.
Schon Anfang des Jahres erschien in den MusikTexten das Gespräch zwischen Hannes Seidl und mir zum Thema „Auflösen / Erweitern“.
Nächstes Jahr werde ich einige >Nachbemerkungen zum aufgelösten Musikbegriff< veröffentlichen, die wiederum den auf den Text Reagierenden antworten wird.