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2x Minusbolero (ergibt Plus)

Auf SWR2 JetztMusik hat sich Jan Kopp mit meinem Orchesterstück „Minusbolero“ in seiner Sendung über das Hörersubjekt ausführlich und mit einigen interessanten Gedanken dazu auseinandergesetzt. Die Sendung steht 7 Tage online:

http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/jetztmusik/swr2-jetztmusik-das-hoerbare-hoeren/-/id=659442/did=19347156/nid=659442/6zyrn6/index.html

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Und die MusikTexte füllen wieder mal ihre Editorial-Kloake, diesmal mit Gegeifer von Hans-Peter Jahn, der gegen das Stück ausgiebig wettert.

Snip:

Gemessen am Jubel und am Buhsalvengeschrei bei der Uraufführung dieses innerhalb von etwa vierzehn Minuten immer fetter werdenden orchestralen Gerippes will mir klar werden, dass dieser Komponist mit Kalkül ausschließlich an der Wirkung seines Provokations-Erfolgs interessiert ist (auf künstlerisch legitimierter Ebene ein identisches Phänomen, wie es in den USA auf faszinierende und amüsante Weise präsidial zelebriert wird). Konzept hin oder her, das Monster „Konzeptualismus“ her oder hin, Kreidlers Leistung besteht bei diesem Stück in einer hybrisch selbstverantworteten Auslöschung konstitutioneller Bestandteile der Komposition eines Kollegen einer anderen Zeit (ähnlich der Leistung jenes gewiss gewissenhaften Ehemannes, der der Überzeugung war, dass zwei Beine und zwei Arme seiner Ehefrau zu viel des Guten sind und der jeweils eine der beiden Extremitäten entfernen ließ; mit dem nicht vorauskalkulierbaren Nebeneffekt, dass die Ehefrau diese Meuchelei nicht überlebte).
[…]
Die kompositorische Vollkommenheit dieser Partitur (in Klangfarbe/Melodie/zeitlicher Dichte/Dramaturgie) umzusetzen, wird durch den Zweitmeister Kreidler per Dekret und Diktum dem Orchester untersagt. Die Aufgabenstellung des Vernichters besteht darin, den Stimmträgern der Melodie „Schweigen“ aufzuerlegen. Dass die Komposition im vorletzten Takt die rhythmische Textur des letzten Viertels auslässt, ist ein komödiantischer Geck, ist die Erfüllung eines Traumes des kleinen Johanneskindes: Endlich einmal in ein Kunstwerk eingreifen dürfen und es sich so zu illuminieren, wie es millionenfach in den Infantilitätszonen weltweit täglich geschieht, in den Wutbrütern der Gesellschaft, die Träume und Falschrealitäten auf Kosten von Wirklichkeiten konstruieren.

http://musiktexte.de/epages/dc91cfee-4fdc-41fe-82da-0c2b88528c1e.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/dc91cfee-4fdc-41fe-82da-0c2b88528c1e/Products/MT-153

Mittlerweile glaube ich, das MusikTexte-IdiotiralEditorial versteht sich als eine Art Pornoheft, mit dem Unterschied, dass sich bei einem richtigen Porno die Akteure nicht peinlich entblößen.